Zwei Mechatroniker aus Mexiko arbeiten zukünftig bei Eschen in Wiesmoor

Delegation der Wachstumsregion Ems-Achse flog nach Lateinamerika

Normalerweise kommt der potenzielle Anwärter in den Betrieb, um sich für einen Job zu bewerben. Das persönliche Kennenlernen ist immer noch das Wichtigste. Doch was unternimmt ein Firmenchef, wenn der zukünftige Mitarbeiter rund 10.000 Kilometer entfernt lebt? Geschäftsführer Malte Eschen aus Wiesmoor setzte sich ins Flugzeug und flog kurzerhand nach Mexiko.

Möglich gemacht hat dies die Wachstumsregion Ems-Achse.

Mexiko-Expertin Stephanie Leigers organisierte für Malte Eschen und seinen Ausbildungsleiter Lukas Schlünder sowie Peter Eisenschmidt von der Wirtschaftsförderung hannoverimpuls eine zehntägige Reise in den lateinamerikanischen Staat.

Damit der Ostfriese Malte Eschen und sein Ausbilder die Menschen besser verstehen, standen zudem kulturelle Programmpunkte auf dem Plan. Hierzu zählte ein Besuch der Pyramiden von Teotihuacan und Cholula.

"Wir haben dann das Audi-Ausbildungszentrum CERHAN in Puebla besucht", sagt Stephanie Leigers. Dort können junge Erwachsene aus fünf Ausbildungsberufen wählen, und zwar angepasst an das duale Ausbildungssystem in Deutschland. In CERHAN bietet die Wachstumsregion Ems-Achse Sprachkurse für junge Mexikaner und Mexikanerinnen an. "Im besten Fall erreichen sie das B1-Sprachniveau", sagt Leigers.


Viele junge Mexikaner streben eine Ausbildung nach deutschem Vorbild an. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse

 

Die Projektmanagerin ist zwar gebürtige Emsländerin aus Rütenbrock (Haren), hat aber über 20 Jahre in Mexiko gelebt und dort das Institut "Alemanizate" für deutsche Sprache und Kultur gegründet und geleitet. Sie reist immer noch regelmäßig in ihre zweite Heimat und verfügt über sehr gute Kontakte, auch zu den Behörden.

Die Wachstumsregion Ems-Achse hat Anfang 2024 ein einmaliges Projekt in Mexiko gestartet. Vier Männer und drei Frauen erlernen dort auf Kosten der Wachstumsregion die deutsche Sprache. Sie alle haben in Mexiko an der Universität vorab eine zweieinhalbjährige Ausbildung in Metallberufen erfolgreich absolviert. "Alle sieben waren Teilnehmer eines Exzellenz-Programms", so Leigers. Damit wurde aufgrund ihrer hervorragenden Abitur-Noten das Studium finanziert.

Schon zwei Tage nach der Ankunft suchte Malte Eschen den direkten Kontakt zu seinen späteren Fachkräften. "Wir investieren viel in dieses Projekt", sagte Malte Eschen schon vor dem Abflug bei einem Pressetermin in Wiesmoor. So übernehmen die deutschen Firmen im Nachhinein die Kosten für die Sprachausbildung. Gemeinsam mit seinem Ausbilder Lukas Schlünder konnte er jetzt ausloten, welcher Bewerber die besten Voraussetzungen für die EBE Eschen Bauelemente GmbH & Co. KG mitbringen. Dabei hat sich das Unternehmen auf den Alu-Bau spezialisiert.

Die Auswahl war schnell getroffen. Zwei mexikanische Mechatroniker werden bei Eschen anfangen. "Sie haben über ihre elterlichen Firmen bereits Erfahrungen im Alu- und Fensterbau sammeln können", so Malte Eschen. Ab Frühjahr 2025 werden sie mit fünf weiteren Mexikanern im Alter von 20 und 21 Jahren in Ostfriesland bei Betrieben der Metall-Innung der Kreishandwerkerschaft LeerWittmund ihren beruflichen Neuanfang wagen.

Falls noch fachliche Defizite bestehen sollten, werden diese im Rahmen einer Anerkennungspartnerschaft in den kommenden zwei Jahren aufgearbeitet. Währenddessen nimmt sich das Welcome-Center der Wachstumsregion Ems-Achse der sieben Mexikaner bei Integrationsfragen und Onboarding an.

Viele große deutsche Firmen haben Mexiko als kostengünstigen Produktionsstandort für sich entdeckt. Davon konnte sich die Delegation der Wachstumsregion Ems-Achse auf der Hannover-Messe in Mexiko sowie bei einem Besuch eines Industriegebietes selbst überzeugen. Hierzu zählen u.a. Volkswagen, Continental oder Beiersdorf. Zu ihrer Überraschung entdeckte die Delegation mit dem Kunststoffhersteller Röchling aus Haren (Ems) sogar eine Firma aus der Region. Die Emsländer stellen in Mexiko Kunststoffteile für die Automobilindustrie her.

Leigers, die schon als Dolmetscherin für die Präsidentenfrauen beim Besuch des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff im Frühjahr 2011 in Mexiko im Einsatz war, organisierte ein Treffen in der deutschen Auslandshandelskammer ebenso wie in der deutschen Botschaft. Die Botschaft will dieses Vorhaben u.a. bei der Ausstellung der Visumsanträge unterstützen. Insgesamt findet das Vorhaben der Wachstumsregion Ems-Achse große Beachtung. "Der Wirtschaftsattaché der deutschen Botschaft bat mich ausdrücklich, ihn über die Zukunft des Projekts ausführlich zu informieren", sagt Stephanie Leigers.


Die Delegation der Wachstumsregion Ems-Achse besuchte auch die Deutsch-mexikanische Handelskammer: Andreas Müller (von links), Jan Esslinger, Stephanie Leigers, Malte Eschen, Lukas Schlünder, Peter Eisenschmidt und Udo Schneider. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse

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