Deutlicher Weckruf der Wachstumsregion Ems-Achse: “Wir befinden uns in einer Wirtschaftskrise”

Wachrütteln! Mit diesem Schlagwort lassen sich die beiden eindrucksvollen Reden von Bernard Krone und Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies auf der 21. Mitgliederversammlung der Wachstumsregion Ems-Achse in Emden überschreiben.

Der Vorsitzende der Wachstumsregion Ems-Ache: Bernard Krone. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse/Mammes
Der Vorsitzende der Wachstumsregion Ems-Ache: Bernard Krone. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse/Mammes

Vorsitzender Krone wurde deutlich, als er den 270 Mitgliedern im Kundenzentrum im VW Werk zurief: “Wir befinden uns in einer Wirtschaftskrise!” Leider hätten noch längst nicht alle die Zeichen der Zeit in Deutschland erkannt. Dabei sehe es in den restlichen EU-Ländern wesentlich besser aus.

Scharfe Kritik übte Krone an der Politik. “Es herrscht bei den Betrieben große Verunsicherung.” Dies gelte für nahezu alle Branchen vom Baugewerbe über die Landwirtschaft, den Energiesektor bis hin zum Maschinenbau.

Der emsländische Unternehmer forderte endlich klare und verlässliche Rahmenbedingungen der Politik. Leider zeigten Beispiele wie Wärmepumpe, E-Auto-Förderung und Agrardiesel das Gegenteil. Dabei sei die Psychologie des Marktes einfach: “Wenn ich als Unternehmer keine Planungssicherheit habe, investiere ich nicht”, so Krone.

Gleichwohl sei gerade in diesen Krisenzeiten eine starke Wirtschaft von Nöten, “um unseren Sozialstaat mit all den demografisch bedingten Herausforderungen” tragen zu können.

An die Mitglieder gab er trotzdem den Appell aus: “Ärmel hochkrempeln!” Diese Mentalität zeichne die Ems-Achse aus. Die Politik müsse aber die Wirtschaft endlich wieder stärker in den Fokus nehmen. Die Wachstumsregion wolle weiter ihrem Namen alle Ehre machen. Dafür benötige sie mehr Planungssicherheit und Geschwindigkeit.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse/Mammes
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse/Mammes

Festredner Olaf Lies (Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung) nahm den Weckruf an die Politik auf. “Wir brauchen eine starke Wirtschaft, um aus der Krise herauszukommen.” Diese wiederum fordere zu Recht von der Politik klare Impulse und Signale.

Der SPD-Politiker höre von vielen Firmen, dass sie zwar investieren wollen, aber “oft nicht mehr in Deutschland”. Die Wirtschaft brauche dringend “Orientierung und Verlässlichkeit”. Ohne die Bundesregierung explizit beim Namen zu nennen, übte Lies durchaus Kritik an einzelnen Akteuren der Koalition. Diskussionen zum Aufheben des Verbrenner-Verbots 2035 seien kontraproduktiv und gefährlich. Ein klares Signal wäre das 100-prozentige Bekenntnis zur Elektromobilität. So produziere das VW Werk in Emden mit seinen rd. 7.000 Beschäftigten inzwischen nur noch E-Autos wie den ID.7.

Lies verwahrte sich in diesem Zusammenhang davor, Straßen- und Schienenverkehr gegeneinander auszuspielen. Die Zukunft liege in der E-Mobilität auf beiden Verkehrswegen. Dafür müsse die Ladeinfrastruktur auf den Straßen weiter ausgebaut werden. Zum wiederholten Male sprach er sich für den 83 Kilometer langen vierspurigen Ausbau der E233 von Meppen nach Emstek (Landkreis Cloppenburg) aus. “An der E233 führt kein Weg vorbei”, so der Minister.

Ein weiteres wichtiges Projekt für die Region und den Seehafen- und VW-Standort Emden sei die Vertiefung der Fahrrinne der Außenems. In Zukunft seien für den Transport der schweren E-Fahrzeuge u.a. in die USA und der Bauteile zu den Offshore-Windkraftplattformen in der Nordsee tiefergehende Schiffe erforderlich. Eine tiefere Fahrrinne sei also sogar ein Beitrag zum Klimaschutz.

Weitere Projekte des Maßnahmenkatalogs des Wirtschaftsministers sind eine zweite Klappbrücke für den Hafen und ein neues Bahn-Stellwerk in Emden. Für das Stellwerk aus den 1970er Jahren gebe es oftmals nicht einmal mehr Ersatzteile.

Zur Rettung der Meyer Werft in Papenburg wies Lies vor den Mitgliedern der Ems-Achse auf die enorme Bedeutung des Traditionsunternehmens hin. Nach seinen Angaben arbeiteten an einem Kreuzfahrtschiff in der Region rund 10.000 Menschen und deutschlandweit seien es sogar 22.000. Meyer baue die nachhaltigsten Schiffe. Gerade deshalb würden weltweit die Reeder in Papenburg ordern. Der Minister dankte ausdrücklich Firmenchef Bernard Meyer: Der 76-Jährige habe in den vergangenen 51 Jahren “ein Weltunternehmen geschaffen”.


Leiter des VW-Werkes in Emden: Uwe Schwartz. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse/Mammes

Das gilt sicherlich auch für den Volkswagen-Konzern. Uwe Schwartz leitet das Werk in Emden. “Wir sind hier vor 60 Jahren gestartet.” Seit 1964 werden von Emden aus Volkswagen weltweit verschifft. War es anfangs der VW Käfer ist es heute der ID.7. “Wir haben in Emden inzwischen über 12 Millionen Autos produziert”, so Schwartz. Zurzeit würden im Werk im Zweischichtbetrieb täglich rund 700 E-Fahrzeuge hergestellt. Auch der VW-Sprecher hofft auf “Impulse und Verbindlichkeiten der Politik”, damit der Ausbau der Elektromobilität nicht ins Stocken gerät.

Der Geschäftsführer der Wachstumsregion Ems-Achse: Dr. Dirk Lüerßen. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse/Mammes
Der Geschäftsführer der Wachstumsregion Ems-Achse: Dr. Dirk Lüerßen. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse/Mammes

Dass die Ems-Achse mit ihren vielen Projekten auf einem guten Weg ist, spiegelte sich nicht nur im positiven Jahresabschluss 2023 wider, sondern auch in den Ausführungen des Geschäftsführers Dr. Dirk Lüerßen. Das 25-köpfige Team der Geschäftsstelle zeichne sich durch viele zukunftsweisende Projekte aus. Die Bandbreite reicht vom Rekrutieren von Fachkräften in Mexiko über Deutschkurse in Südafrika bis hin zu zahlreichen Aktionen in der Region selbst. So kamen allein 300 Interessierte zum Forum “Produktion & IT” nach Nordhorn und weitere 160 besuchten die Fachtagung “der perfekte Arbeitgeber” in Papenburg. Großer Beliebtheit erfreuen sich aber bei den weit über 800 Mitglieder inzwischen die Mittagsgespräche und Firmenbesuche. Zusätzlich zu den Messe-Auftritten und Maßnahmen für Jugendliche zur Berufsorientierung fand erstmals eine “Roboterfabrik” statt.

Lüerßen kündigte zudem an, dass der Internet-Auftritt der Ems-Achse komplett überarbeitet und noch nutzungsfreundlicher wird. Im Herbst 2024 sollen neue journalistische Formate wie ein Podcast starten. “Wir müssen das gute Bild und die Inhalte der Ems-Achse den Menschen näherbringen”, so der Geschäftsführer.

270 Mitglieder nahmen an der Mitgliederversammlung im VW Werk in Emden teil.
Foto 5: 270 Mitglieder nahmen an der Mitgliederversammlung im VW Werk in Emden teil.

 


Foto 6: Den Kooperationsvertrag unterzeichneten (von links) Holger Heymann (stellvertretender Vorsitzender), Minister Olaf Lies und Vorsitzender Bernard Krone. Foto: Wachstumsregion Ems-Achse/Mammes

 

Impulse für die Wirtschaft in der Wachstumsregion Ems-Achse fordern (von links):  Oberbürgermeister Tim Kruithoff, Landrat Holger Heymann, Minister Olaf Lies, Geschäftsführer Dr. Dirk Lüerßen, Vorsitzender Bernard Krone und VW-Werkleiter Uwe Schwartz.

Foto 7: Impulse für die Wirtschaft in der Wachstumsregion Ems-Achse fordern (von links):  Oberbürgermeister Tim Kruithoff, Landrat Holger Heymann, Minister Olaf Lies, Geschäftsführer Dr. Dirk Lüerßen, Vorsitzender Bernard Krone und VW-Werkleiter Uwe Schwartz.

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