29 Fachkräfte aus Mexiko sollen langfristig im Nordwesten arbeiten

Die Fachkräftemangel ist nicht nur in Wiesmoor und Firrel groß. Gemeinsam mit der Wachstumsregion Ems-Achse wagen jetzt dortige Metall-Betriebe einen außergewöhnlichen Schritt: Qualifizierte junge Männer und Frauen aus Mexiko sollen in Ostfriesland arbeiten.

Bereits Anfang 2025 wollen mindestens drei Firmen der Metall-Innung der Kreishandwerkerschaft LeerWittmund das Pilotprojekt starten. Jeweils zwei junge Mexikaner sollen in den Firmen B.u.S. Metallverarbeitungs GmbH und Husmann Stahlbau GmbH (beide Firrel) sowie EBE Eschen Bauelemente GmbH & Co. KG aus Wiesmoor das Berufsleben in Deutschland erproben.

Thomas Dreesmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft LeerWittmund, zollt den drei Firmen bei einem Gespräch in Wiesmoor, seinen Respekt: "Ihr habt den Mut, diesen Weg zu gehen." Er ist überzeugt, dass andere Mitglieder gerade der Metall-Innung genau verfolgen werden, ob das Projekt Früchte trägt. Insofern leisteten die drei Firmen Pionierarbeit.

Dass die drei ostfriesischen Betriebe auf ihrer Suche nach Fachkräften jetzt auf die Expertise der Wachstumsregion Ems-Achse setzen, ist speziell Stephanie Leigers zu verdanken. Die Projektmanagerin ist zwar gebürtige Emsländerin aus Rütenbrock (Haren), hat aber viele Jahre in Mexiko gelebt und dort sogar eine eigene Sprachschule geleitet. Sie reist immer noch regelmäßig ins lateinamerikanische Land und verfügt über sehr gute Kontakte auch zu den Behörden.

Beim Pilotprojekt können bis zu neun junge Männer und Frauen nach Ostfriesland kommen. "Bereits im Mai könnten 20 weitere folgen", sagt Leigers. Sie alle haben in Mexiko an der Universität eine zweieinhalbjährige Ausbildung u.a. in Metallberufen erfolgreich absolviert. In Mexiko gibt es nicht das klassische duale Ausbildungssystem wie in Deutschland.  Zusätzlich erlernen die Mexikaner in speziellen Sprachkursen schon jetzt die deutsche Sprache.


Auf das deutsch-mexikanische Pilotprojekt setzen (von links) Thorsten Dirks, Robert Husmann, Stephanie Leigers, Malte Eschen, Thomas Dreesmann.

Außer mit den schriftlichen Unterlagen wie Universitätsabschlüssen und Lebensläufen stellen sich die zukünftigen Fachkräfte in Videoclips ihren Arbeitgebern in Deutschland vor. Stephanie Leigers kennt die jungen Menschen alle persönlich. "Ich weiß um ihre beruflichen Fähigkeiten." So favorisiert sie bereits für die Bereiche "Zerspanungstechnik" oder "Aluminiumbau" einzelne Kandidaten.

Eine kleine Delegation, der Betriebsleiter Malte Eschen sowie sein Mitarbeiter Lukas Schlünder angehören, fliegt im Oktober 2024 mit Stephanie Leigers eigens nach Mexiko.

"Wir investieren gerne unsere Ressourcen in dieses Projekt, da wir denken, dass wir dadurch noch besser für die Zukunft aufgestellt sind", sagt Malte Eschen. Dabei gelte es auszuloten, welche praktischen Fähigkeiten die jeweilige Fachkraft besitzt. Für die drei Firmensprecher steht aber fest, dass letztendlich erst im beruflichen Alltag nach einigen Wochen sich die Stärken und Schwächen herauskristallisieren werden.

Dabei ist es durchaus denkbar, dass die Mexikaner trotz ihrer Vorkenntnisse bei zu großen Defiziten noch eine Ausbildung in Deutschland starten. Aber auch spezielle Nachschulungen seien denkbar.

Geschäftsführer Robert Husmann sagt: "Das ist für uns alle neu." Wichtig sei es, dass die jeweilige Firma später individuell reagieren kann. Für Malte Eschen steht aber fest: "Wir suchen neue Kollegen, die auch bleiben." Damit sich die Mexikaner in Ostfriesland wohlfühlen, sei es wichtig, den Neustart innerbetrieblich mit den anderen Kollegen gut vorzubereiten.

Zu den Hausaufgaben im Vorfeld zählt zudem die Wohnungssuche. Alle drei Firmen wollen den neuen Mitarbeitern Wohnungen stellen, in denen möglichst mehrere von ihnen gemeinsam leben können. Zudem wird Stephanie Leigers von der Wachstumsregion die Firmen sowie die jungen Mexikaner weiter betreuen.

Thorsten Dirks, Geschäftsführer der B.u.S. Metallverarbeitungs GmbH aus Firrel, sucht immer wieder händeringend nach neuen Fachkräften, meistens ohne Erfolg. Auch deshalb wagt er diesen bemerkenswerten Lösungsansatz. Alle Beteiligten verfolgen gemeinsam das Ziel, dass dieses Pilotprojekt nicht nur gut startet, sondern zu einer echten Erfolgsstory wird, die möglichst viele Nachahmer findet.

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